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Zum 100. Geburtstag von Josef ferrari, dem ersten Schulamtsleiter der deutschen Schule in Südtirol - eine Würdigung von KSL-Ehrenobmann Peter Kollmann

Ein Leben für Schule und Kultur

Vom Priester zum Schulamtsleiter

Als mit Dekret des Präfekten Bruno de Angeli vom 29. Mai 1945 der Priester und Jugendseelsorger Josef Ferrari - auf Vorschlag des damaligen Vizepräfekten Walther Amonn – mit dem Amt eines „Viceprovveditore“, also des deutschen Schulamtsleiters betraut wurde, war diese für die Schule Südtirols eine schicksalhafte Stunde.
Erst im Nachhinein wurde es immer deutlicher, welche günstige Fügung es war, die im Jahre 1945 eine so wichtige Aufbauarbeit, wie sie im Bereiche des Schulwesens und der Erziehung in unserem Lande zu leisten war, in die Hände einer so würdigen und verdienstvollen Persönlichkeit, wie dies Hochw. Josef Ferrari war, gelegt hatte.
Immer und jederzeit waren Klugheit und abwägende Vorsicht für Josef Ferrari oberstes Gebot. Jede Entscheidung, die er traf, sollte vertretbar sein, sollte für die Volksgruppe sinnvoll Positives einbringen. Überhaupt war er als der erste Schulamtsleiter für die deutsche Schule nach 1945 im besten Sinne eine in die Zukunft blickende moderne Persönlichkeit, dem Zeitgeist nahe und den neuen Problemen gegenüber aufgeschlossen und verständnisvoll.
Sein Nachfolger, Dr. Fritz Ebner, schreibt über ihn u.a. folgendermaßen: „Er war eine vornehme, großzügig angeregte Persönlichkeit, ausgestattet mit reichen Gaben des Geistes und des Herzens. Er hatte sich über sein Fachstudium hinaus eine hohe Kultur und Bildung auf allen Gebieten angeeignet. Er war aufgeschlossen für alles Schöne und Gute. Mit klarem Blick vermochte er das Wesentliche der Dinge und Situationen zu erfassen. Vor allem war er erfüllt von hohem Verantwortungsbewusstsein für das Wahre und Gute im Menschen und von der Welt. Eben dieses Verantwortungsbewusstsein war es, das ihn veranlasste, die Berufung auf einen der wichtigsten Posten wahrzunehmen, den seine Heimat in schwierigster Zeit zu vergeben hatte: die Berufung zum Leiter der deutschen Schule in Südtirol. Damit war ihm Südtirols Jugend und deren Zukunft in weitem Maße anvertraut. Der Erziehungsarbeit und dem Aufbau des deutschen Schulwesens schenkte er von nun an alle seine Kräfte und Fähigkeiten.“

Josef Ferrari wurde am 10. Juni 1907 in Bozen als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters wusste die Mutter unter schwierigen Bedingungen dem begabten Buben eine gute Schulbildung im Bozner Franziskanergymnasium zu gewährleisten. Im Juni 1926 legte er am Franziskanergymnasium in Hall die Reifeprüfung ab. Im Herbst desselben Jahres zog er ins Priesterseminar nach Trient, wo er am 21. März 1931 zum Priester geweiht wurde.
Als Jungpriester wirkte er von nun als Kooperator äußerst segensreich in St. Ulrich, in Neumarkt und in Meran, wobei er sich vor allem in der Jugendarbeit bewährte, die er zum Schwerpunkt seines Wirkens machte. Somit wurde er 1934 zum Diözesanassistenten der katholischen Aktion für den deutschen Anteil der Diözese Trient berufen. Die Jugendlichen waren von seiner Priesterpersönlichkeit fasziniert, da sie merkten und spürten, dass hinter seiner Einsatzfreude und hinter seinen Worten auch seine persönliche Überzeugung stand.
Sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus während der Optionszeit brachte es mit sich, dass er 1943 für einige Zeit ins Gestapo-Gefängnis nach Innsbruck wandern musste und für den Rest des Krieges nach St. Josef am See bei Kaltern verbannt wurde.
Dieser Mann wurde also nach Kriegsende, mit der Zustimmung der alliierten Militärbehörde, zum Schulamtsleiter für die deutsche Schule berufen. Wegen seiner Standhaftigkeit gegen den Nationalsozialismus wurde er nicht nur von den Alliierten akzeptiert, sondern er genoss auch das Vertrauen des Klerus und der eben erst gegründeten SVP.

Schulamtsleiter Josef Ferrari und das Bildungswesen in Südtirol

Die deutsche Schule musste neu aufgebaut werden. Ein eigenständiges Schulwesen auf der Grundlage des muttersprachlichen Unterrichts, mit muttersprachlich deutschen Lehrern, eigenen Lehrbüchern sowie Wahrung des Elternrechts bei der Wahl der Schule musste eingerichtet und gewährleistet werden.
Mit unermüdlichem Einsatz und in zähen Verhandlungen konnte sich Hochw. Ferrari, auch dank seiner großen diplomatischen Qualitäten allmählich durchsetzen. Leichter war dies bei der Wiedergründung der deutschen Volksschule, weit schwieriger gestaltete sich das Unternehmen bei der Mittelschule.
Ferrari eröffnete, vorerst nur mit mündlicher Genehmigung, deutsche Mittel- und höhere Schulen in Brixen, Meran und Bozen. Diesem entschlossenen Handeln des Schulamtsleiters war es auch zu verdanken, dass im Herbst 1945 in Meran die Lehrerbildungsanstalt eröffnet werden konnte. Erst in den letzten Dezembertagen 1945 wurden die deutschen Mittel- und Oberschulen seitens der Alliierten genehmigt und ein Jahr später vom italienischen Staat bestätigt.
Der Einsatz und die Bemühungen des Schulamtsleiters um Erziehungsarbeit und kulturelles Leben gingen aber auch über den reinen Wirkungsradius der Schule weit hinaus. Er war sich bewusst, dass neue Einrichtungen ins Leben gerufen werden mussten, die dazu beitragen sollten, eine solide breite Basis für das kulturelle Leben im Südtiroler Volk zu schaffen. So entstanden auf Ferraris Anregung hin bzw. mit seiner entscheidenden Mitarbeit das Südtiroler Kulturinstitut, die Südtiroler Hochschülerschaft und das „Michael-Gamper-Werk“. Auch die Gründung des KSL hat Hochw. Josef Ferrari sofort gutgeheißen. Er war dabei ein eifriger Befürworter und wertvoller Berater. Er hat die Wichtigkeit einer eigenen Standesorganisation richtig erkannt und deren Entstehung begrüßt und unterstützt. Den Gründervätern (des KSL) hat er stets sein Wohlwollen und Verständnis entgegen gebracht. Er hat damit beigetragen, dass sich der KSL in erfreulicher Weise entfalten und besonders auf der Ebene der persönlichen Fortbildung den Lehrern wertvolle Hilfen anbieten und gewährleisten konnte.
Hochw. Josef Ferrari blieb auch als Schulamtsleiter im Wesentlichen Seelsorger. Immer stellte er den Menschen, den einzelnen Menschen mit seinen Vorzügen und Schwächen, mit seinen Lichtseiten und Problemen in den Mittelpunkt.
Als er am 16. April 1958 nach kurzer, schwerer Krankheit im Marieninternat in Bozen verstarb, ging ein Leben zu Ende, das sich neben dem Wiederaufbau der deutschen Schule und der Förderung der Kultur, vor allem die Erziehung und Betreuung der Jugend zum Inhalt gemacht hatte.

Dem KSL ist es ein Anliegen und eine Verpflichtung, dem ersten deutschen Schulamtsleiter, Hochw. Herrn Josef Ferrari, zu seinem 100. Geburtstag die gebührende Anerkennung und den verdienten Dank auszusprechen. Der KSL bemüht sich weiterhin in seinem Geiste zu arbeiten und zu wirken und sich für die Schule und die Lehrerschaft in Südtirol einzusetzen.